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Die KlangBild Serie 1977 - "HiFi on the Rocks"
Ein zweites Interview mit Dr. Heil im Herbst 1977

Oskar Heil war ein nach USA ausgewanderter Deutscher Physiker, der natürlich wegen der deutschen Muttersprache hervorragend befragt werden konnte. Im Herbst 1977 wurde er erneut nach dem Grundkonzept seiner Erfindung, dem Heil "Air Motion Transformer", dem Luft-Bewegungs- Transformator befragt.

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Die Singende Säge - DIE KLANGVERFÄLSCHUNG DES LAUTSPRECHERS UND IHRE GRÜNDE

Ein zweites Interview mit dem Lautsprecher-Entwickler Dr. Oskar Heil
von Franz Schöler

Vorwort

Bei entsprechend aufwendiger Konstruktion können Lautsprecher, im freien Schallfeld gemessen, eine glatte Frequenzgangkurve im Bereich von 30 Hz bis 20 kHz mit Abweichungen von nur ±2dB aufweisen. Im normalen Abhörraum eines HiFi-Liebhabers sehen die Dinge wieder ganz andersaus. (Hans Deutsch erläutert dazu einiges vom Standpunkt des Akustikers an anderer Stelle in diesem Heft.) Der alte Kalauer„Wer mißt, mißt viel Mist!" trifft leider nirgends so eindeutig zu wie bei der Vermessung von Lautsprechern.

Eine Vielfalt physikalischer Eigenschaften und ihre Auswirkung auf das menschliche Ohr werden bei der meßtechnischen Überprüfung von Lautsprechern nicht exakt erfaßt, nämlich die Exaktheit des Einschwingprozesses im gesamten Frequenzbereich, materialbedingte Verfärbungen durch die innere Reibung im Membran-Material, die Rückwirkungen des Raums auf die Dispersionscharakteristik, die man nur mit Hilfe sehr komplizierter Messungen ermitteln könnte, und die Form der Energieausbreitung in ihrem zeitlichen Ablauf in den Membranen.

Es ist nachgerade grotesk, aber leider eine Tatsache, daß die einzige Komponente in der HiFi-Anlage, die am Ende den Schall erzeugt, nicht exakt auf ihre tatsächliche Klangqualität vermessen werden kann. Warum sich das so verhält und welche Probleme - vom Standpunkt des Physikers aus betrachtet - bei der Konstruktion von Membranen und Lautsprechern immer noch zu wenig gelöst sind, erläutert Dr. Oskar Heil, der Erfinder des nach ihm benannten „air-motion transformer", im nachfolgenden „KlangBild"-Interview.

Eigentlich wissen es "alle"

Die Problematik ist an sich vielen prominenten Entwicklern von Lautsprechern durchaus bewußt, wie uns in Interviews immer wieder bestätigt wurde, die wir in den letzten Wochen führten. (Wir werden sie in den nächsten Monaten in „KlangBild" publizieren.)

Fundamental neue Lösungen aber, wie sie der Heil-„air-motion-transformer" für den Mittel/Hochton-Bereich und der neuentwickelte Tieftöner des ESS Transar-Lautsprechers darstellen, sind aus vielfältigen Gründen selten. Hier zunächst Auszüge aus einem längeren Interview über physikalische Gründe für Klangverfälschungen in Lautsprechern, das wir mit Dr. Oskar Heil führten.

Frage Schöler:

Wo liegen die wesentlichen Gründe für Klangverfälschungen des Lautsprechers, und kann man die überhaupt meßtechnisch komplett erfassen ?

Dr. Heil:

Gemessen werden heute Dinge, die man leicht messen kann - unabhängig davon, ob die Meßresultate auch wirklich ein schlüssiges Urteil über den Lautsprecher erlauben. Wenn man Aussagen über Lautsprecher machen wollte, müßten wir jetzt sämtliche Antriebsprinzipien und Wirkweisen von Lautsprechern betrachten.

Nehmen wir einmal den dynamischen Lautsprecher. Hier kann die Antriebskraft mit sehr großer Präzision erzeugt werden, aber die Schwierigkeit beginnt schon damit, daß diese Kraft - die umgewandelte akustische Information - nicht völlig exakt über die ganze Membrane verteilt wird. Der entstehende Querschall erzeugt Resonanzen. Die werden in der Regel durch zusätzlich verwendete Materialien bedämpft, aber der Dämpfungseffekt bringt Verzerrungen mit sich, wie man eindeutig beobachtet hat.

Dazu kommt der Effekt der „singenden Säge", den ich in unserem letzten Gespräch schon ausführlich dargestellt hatte. (Vgl. „KlangBild" Dezember 1976 „Ein absolutes Prinzip gibt es nicht.. .")

Das Ohr ist sehr empfindlich für die entstehenden Gleittöne, weil ja die Sprache und die Wahrnehmung durch das menschliche Ohr auf solchen Gleittönen aufgebaut ist. Die Stimme jeder Person „gleitet" anders. Nicht nur die Größe der verschiedenen Hohlräume im Kehlkopf, in der Nase und im Mund sind maßgebend dafür, sondern auch die charakteristischen Muskeltätigkeiten, die man bei der Stimmbildung durchführt. All das ist von Person zu Person verschieden.

Eine im direkten Vergleich sofort hörbare Klangverbesserung wurde bei dem Standlautsprecher ESS amt1b gegenüber dem Vorgänger-Modell amt1a erzielt, und zwar durch Verwendung eines Tieftöners aus Bextren-Kunststoff, der dank seiner geringeren inneren Reibung und der größeren Materialsteifheit eine impulsfestere, klarer definierte und von Intermodulations- und harmonischen Verzerrungen freiere Wiedergabe bietet, sowie durch eine wichtige Modifikation bei der Folie des großen Heil-„air-motion-transformer".

  • Anmerkung : Das bedeutet, die Folien der großen alten Mittel-Hochöner von AMT1 und AMT1b sind austauschbar.


Hier wurde die Resonanzfrequenz durch Verwendung einer zusätzlichen Silikonschicht auf der Folie von 6 kHz auf 12 kHz im System heraufgesetzt, also in einen Frequenzbereich, der für das Ohr weit unkritischer ist.

Die größere Klarheit, räumliche Durchzeichnung und Resonanzfreiheit insgesamt ist unmittelbar hörbar. Den Mittel- und Hochtonbereich kann man mit (eingebauten ?) Pegelreglern auf die Dämpfungscharakteristik des jeweiligen Hörraums abstimmen, so daß dieser Lautsprecher praktisch jedem Hörraum „angepaßt" werden kann.

  • Anmerkung : Das ist reines Wunschdenken. Dr. Heil hatte das bei der Bewertung der 10-Band Oktav-Equalizer bereits verworfen, daß man damit noch etwas anpassen kann.


Die Frequenzgangabweichungen betragen maximal ±3dB im Bereich von 35Hz bis 23kHz. Dieser Lautsprecher ist mit 375 Watt extrem hoch belastbar - bei hohem Wirkungsgrad! Die dipolartige Abstrahlcharakteristik des großen „air-motion transformer" sorgt zusätzlich für die in der räumlichen Tiefe des Klangbildes so detaillierte Reproduktion aller Stimmen und Instrumente.

Unbewußt und durch Gedächtnisbildung schulen wir immer unser akustisches Wahrnehmungs- und Unterscheidungsvermögen. Unser Vermögen, Gleittöne spezifischer Art zu erkennen, ist enorm hoch entwickelt. Aber kein Instrument, mit dem man Lautsprecher vermißt, ist in der Lage, Gleittöne absolut zu analysieren. Die Tatsache, daß beim Einschwingprozeß von Membranen die Gleittöne verfälscht werden, kann man eindeutig in den Aufnahmen erkennen, die Raymond Cooke bei KEF gemacht hat. Der Lautsprecher erzeugt seine eigenen Gleittöne, und zwar aufgrund der variablen Steifigkeit der Membrane und der inneren Reibung, die infolge der molekularen Verzahnung des Materials auftritt.
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Frage Schöler:

Sie betonen immer den Zusammenhang von Bedämpfung und Verzerrung. Könnten Sie den noch einmal näher erläutern ?

Dr. Heil:

Die Bedämpfung ist ja dazu da, Resonanzeffekte zu verbreitern und unhörbar zu machen. Wenn die Amplitude einer solchen Resonanzschwingung kleiner wird, kommen wir an den Punkt, an dem (wo??) allmählich die Gleitpunkte zwischen Fasern oder Molekülen zum „Einfrieren" kommen. Dann ist das Material, das vorher sehr stark bedämpft war, plötzlich hochelastisch und hat keinerlei Dämpfung mehr. Der Elastizitätskoeffizient steigt, vorhandene Schwingungen werden in ihrer Frequenz hochgetrieben, und es entstehen Gleittöne.

Frage Schöler:

Wie sieht der Zusammenhang zwischen Dämpfung und Wirkungsgrad aus?

Dr. Heil:

Es ist doch klar, daß, wenn man einen Wandler sehr stark dämpft, der Wirkungsgrad zwangsläufig sehr klein wird. Zweitens ist der „Motor" an die „Last" nicht angepaßt - oder jedenfalls sehr schlecht angepaßt. Im „air-motion transformer" habe ich das zu korrigieren versucht.

Man überlegt sich grundsätzlich: Welcher Antrieb ist der beste? Jeder Antrieb erzeugt eine Kraft, die Kraft erzeugt eine Bewegung. Zur Verfügung stehen für den Antrieb elektrische oder magnetische Felder. Die Frage ist: Welche Felder sind günstiger?

Wie wir wissen, benutzen alle Elektromotoren Magnetfelder. In Wirklichkeit existieren zwischen den Atomen und Molekülen elektrische Felder und magnetische Felder, aber das Verhältnis zwischen magnetischer und elektrischer Energie beträgt ungefähr 1:1000. Also fragt man sich, warum man als Antrieb für Lautsprecher nicht elektrische Felder benutzt. Denn in der lebenden Natur ist es die elektrische Energie, die den Antriebsmotor darstellt: Eine Wurzel kann eine schwere Steinplatte hochheben, ein Pilz eine Zementplatte, ein Mensch kann über ein hohes Hindernis springen. Was der Muskel als Motor alles leisten kann, ist unglaublich. Ein Roboter, der - mit einem Elektromotor angetrieben - dasselbe tun wollte, ist unmöglich.

Warum können wir beim Lautsprecher nicht nach demselben Prinzip arbeiten, mit dem die Natur arbeitet? Eine berechtigte Frage! Die Antwort ist sehr einfach: Elektrische Felder, die genauso stark wären wie magnetische, können wir nur im Vakuum aufbauen. Selbst dann setzt die sogenannte Feldemission eine Grenze. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen, daß wir - nachdem unsere physikalischen Erkenntnisse über die Natur in den letzten fünfzig Jahren so große Fortschritte gemacht haben - in Zukunft auch elektrische Motoren werden bauen können.

  • Anmerkung auch hier nochmal : Der Neodym Magnet wurde erst etwa 1985 erfunden oder entdeckt, der eine 20 bis zu 50 mal stärkere Kraft bereitstellt als der bis dahin favorisierte ALNICO Magnet.


Der Grund dafür, daß die elektrostatische Kraft der magnetischen noch unterlegen ist, ist der lawinenartige Durchbruch der Elektronen.

Man kann es so verhindern, wie bei den Dayton Wright-Lautsprechern, daß man ihn mit einem elektronegativen Gas füllt-ich glaube es ist Hexasulfid und so den Durchbruch verhindert.

Aber das hat natürlich andere Nachteile. Das spezifische Gewicht des Gases ist ungeheuer hoch, und so wird die Massenbelastung des Oszillators groß und das Einschwingverhalten verschlechtert. Die gespeicherte Energie im Lautsprecher wird größer, und das ist genau das, was man nicht haben will. Denn die Masse der bewegten Teile soll minimal sein.

Frage Schöler:

Beim Lautsprecher spielen Steifigkeit und Dicke der Membrane eine große Rolle, oder nicht?

Dr. Heil:

Ja, die Steifigkeit eines Körpers steigt mit der dritten Potenz der Dicke. Nehmen wir einmal fünf Membranen von bestimmter Dicke und Steifigkeit. Wenn ich die Dicke all dieser Membranen addiere, kann ich einen sehr steifen Körper erzeugen. Bei meinem Transar-Lautsprecher vermittle ich diese Steifigkeit den einzelnen Membranen aber durch Gestänge, durch die sie miteinander verbunden sind. Die Steifigkeit der Membranen beim verteilten Antrieb rührt letzten Endes von der Steifigkeit des zylindrischen Spulenkörpers her. Diese Steifigkeit wird sämtlichen Membranen übermittelt.

Frage Schöler:

Man spricht oft von einer punktförmigen pulsierenden Schallquelle als der idealen Schallquelle; ist das richtig?

Dr. Heil:

Nein, denn wir müssen ja auch die Luft als Last, die den Lautsprecher umgibt, betrachten. Ideal wäre eine Schallquelle, die so strahlt, daß die Luftmassenbelastung gleich Null ist, also keinerlei gespeicherte Energie vorhanden ist. Vom Antrieb her ist man dann gezwungen, mit einer ebenen Fläche zu arbeiten - wie etwa beim Elektrostaten. Dann hat man den Nachteil der sehr starken Bündelung. Man kann aber die Schallquelle sehr stark in einer Dimension arbeiten lassen wie bei der Transar. Die Belastung durch die Luftmassen wird sehr gering und das Einschwingverhalten sehr gut.

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Frage Schöler:

Können Sie noch einmal das Verhältnis von bewegender Membranfläche zu abgestrahlter Frequenz und Energie erläutern? Die Apologeten der „Mini-Boxen" behaupten, daß auch solch kleine Lautsprecher noch mit hinreichender Energie niedrige Frequenzen bis circa 80 Hz abstrahlen.

Dr. Heil:

Das kann man physikalisch sehr leicht berechnen. Das Problem, das dann auftritt, ist der Dopplereffekt. Die Schallintensität ist gleich dem Volumen an Luft, die man in Bewegung versetzt. Wenn die Fläche der antreibenden Membrane kleiner wird, muß die Amplitude größer werden. Ist die Amplitude größer, muß zwangsläufig die Geschwindigkeit größer werden. Die Geschwindigkeit bringt den Dopplereffekt für die höheren Frequenzen mit sich, die gleichzeitig von derselben Membran wiedergegeben werden.

Das wirkt von einem bestimmten Punkt an störend. Der „air-motion transformer" hat den Vorteil einer sehr kleinen effektiv abstrahlenden Fläche, wobei aber der Dopplereffekt nicht auftritt. Die gefaltete Folie braucht nur mit einer fünf mal kleineren Geschwindigkeit zu arbeiten. Mit verhältnismäßig kleiner Fläche erzielt der „air-motion transformer" große Amplituden - ohne Dopplereffekt!

Was bei der Transar so verblüfft, ist die Tatsache, daß man mit verhältnismäßig kleiner Amplitude eine solche Intensität der Baßwiedergabe erzeugen kann. Obwohl ein - im Verhältnis zu dynamischen Tieftönern - kleineres Volumen an Luft verdrängt wird, erhält man mehr an Baß.
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Frage Schöler:

Wo liegt denn der absolute Referenzstandard für die Beurteilung eines Lautsprechers? Man kann von der akustischen Produktion in Konzertsälen oder Tonstudios nicht hundertprozentig auf die akustische Reproduktion in den eigenen vier Wänden schließen. Bei jeder Aufnahme wird schon mit Wandlern - Mikrofonen - gearbeitet, anders kann ein Schallereignis nicht konserviert werden. Woran soll man sich da noch als „Standard" halten?

Dr. Heil:

Zunächst mal ist klar, daß man das genaue akustische Bild im Raum daheim nicht reproduzieren kann.

Was normale Lautsprecher mit relativ kleiner Membranfläche tun, ist, daß sie den Tönen einen zusätzlichen „Einsatz" hinzufügen. Das Instrument hat um sich herum nur die Luft als verzögerndes und dämpfendes Medium, das ist ganz natürlich, und man ist es immer so gewohnt. Dadurch, daß der Lautsprecher einen eigenen Einsatz hinzufügt, sieht man ihn als die eigentliche Schallquelle an. Wenn er den nicht hätte, würde er als Quelle verschwinden, und der Eindruck wäre der, daß man die Instrumente, das Orchester und die Stimmen selbst hörte.

Alle Verzögerungen des Einschwingprozesses, wie sie unvermeidlich beim Wandlerprozeß auftreten, nimmt das Ohr wahr, und das ist eine der Unvollkommenheiten des Lautsprechers.

Das Ohr hat zwei völlig unterschiedliche Funktionen. Zum einen unterscheidet es in der Schnecke die Frequenzen, und zum zweiten erkennt es phasenmäßig auch ganz geringe Zeitdifferenzen. Am deutlichsten kommt das im Richthören zum Ausdruck und bei der Wahrnehmung des Einsatzes von Instrumenten.

Die Empfindlichkeit für Frequenzen hat ihr Maximum bei 2.500 Hz, was in etwa der Länge der Ohrhöhle - 28 Millimeter - entspricht. Die Fähigkeit, Tonhöhen zu unterscheiden, fällt nach oben und unten hin ab. Es scheint so zu sein, daß auch das Erkennen der Phasenlage in diesem Bereich sehr hoch entwickelt ist. In den oberen Höhen erkennt man Einsätze bekanntlich kaum noch. Auch wenn man beispielsweise eine Grille zirpen hört, kann man nur sehr schwer feststellen, wo sie sitzt.

Frage Schöler:

Könnten Sie noch einmal genau die drei Effekte erklären, die zu Klang Verfälschungen führen: den Effekt der „singenden Säge", die innere Reibung und die Belastung durch die Luft.

Dr. Heil:

Zunächst wollen wir Luft bewegen. Dazu brauchen wir eine Membrane, die kohärent ist, also keine Löcher aufweist.

(Das typische Beispiel für eine Membran mit sehr vielen Löchern ist der Ionenlautsprecher. Der arbeitet ungefähr so, als wollte man die Luft mit einem Drahtnetz bewegen. Die Luft schlüpft durch. Eigentlich ist der Ionenlautsprecher nur ein Thermophon. Man bewegt nicht Luft durch Ionen, sondern die Ionen erhitzen die Luft, sie dehnt sich aus, und dadurch entsteht der Schall. Aber das nur nebenbei.)

Die Membrane soll leicht sein, damit sie nicht unnütz viel kinetische Energie aufnimmt. Wenn sie dünn ist, ist die Fortpflanzungsgeschwindigkeit in der Membran gering. Das ist ein Resultat der Masse und der Elastizität.

Die Elastizität des Materials wird bei der Membrane über einen Hebelarm angewendet und nicht direkt. Wenn man aber die Elastizitätskräfte um den Faktor 100 reduziert, verringert sich die Schallgeschwindigkeit um den Faktor 10.

Um nochmals zu rekapitulieren: Die Membrane muß leicht sein, folglich muß sie dünn sein. Weil sie dünn ist, haben wir eine geringe Schallausbreitungsgeschwindigkeit. Wegen der geringen Ausbreitungsgeschwindigkeit des Schalls hat die Membran auf sich stehende Wellen. Wenn stehende Wellen auftreten, ist die Membran nicht mehr flach, und wenn die Membran gewellt ist, ist sofort ihre Steifigkeit wesentlich größer in Richtung senkrecht zu den Wellen.

  • Anmerkung : Diese Argumentation "Weil die Membran dünn ist, haben wir eine geringe Schallausbreitungsgeschwindigkeit." ist physialisch nicht schlüssig. Jedenfalls ich kann diesem Argument nicht folgen.


Diese veränderte Steifigkeit wirkt auf andere Schwingungen, die sich auf der Membran befinden, so aus, daß letztere ihre Frequenz erhöhen. Wenn die neue Frequenz dazukommt, wird die alte Frequenz hochgetrieben und umgekehrt: Wenn eine Frequenz (Schwingung) abebbt, geht diese Schwingung runter in ihrer Frequenz.

Für diese auftretenden Gleittöne ist das menschliche Ohr besonders empfindlich. Der Effekt der „singenden Säge" wird das deswegen genannt, weil dieses Instrument die Steifigkeit des Sägeblatts zum Abstimmen der Frequenz benutzt, nämlich durch das Biegen des Sägeblatts. Die Steifigkeit der Membran verändert sich im übrigen periodisch während des Einschwing- und Ausschwingprozesses; was da passiert, müßte man noch komplizierter beschreiben. -

Die Membranen haben Resonanzen. Um sie zu verringern, bedämpft man die Membranen, so daß die Resonanzen verbreitert werden. Zur Bedämpfung benötigt man Reibung, denn man muß akustische Energie in Wärme verwandeln. Das bedeutet, daß Fasern und Moleküle sich aneinander reiben. Dadurch werden Schallwellen erzeugt, die sich im Material kugelförmig ausbreiten. Was nichts anderes ist als Wärme!

Wenn jetzt die Relativgeschwindigkeit am Reibepunkt geringer wird, kommen wir an einen Punkt, an dem die Energie nicht ausreicht, um von einem Molekül zum nächsten zu kommen. Dann „friert" die Berührungsstelle ein, d. h. wir gehen von bewegter Reibung auf Ruhe-Reibung über. In Wirklichkeit ist es so: Je länger ein Punkt ruht, um so mehr „verfrißt er sich".

Die Atome und Moleküle sind in dauernder thermischer Bewegung und passen sich immer mehr einander an. Bei längerer Ruhepause ist die Ruhereibung größer, man braucht eine größere Kraft, bis das Gleiten wieder beginnt. Diese Effekte treten in einem faserigen Medium wie einer „Pappmache"-Membran ein. Wenn die Amplituden kleiner werden, „frieren" die Berührungspunkte ein. Die Membran wird starr und für geringe Schallintensitäten plötzlich hochelastisch. Da der Elastizitätskoeffizient raufgeht, gehen bestehende Schwingungen in ihrer Frequenz hoch, was man auf den Aufnahmen von Raymond Cooke sehr deutlich sehen kann.

Vom Ohr wird das wahrgenommen. Der Ton klingt dann unnatürlich. Durch Erfahrung haben wir also gelernt, daß die innere Reibung stört.

Die Luftbelastung ist der dritte Störfaktor. Die Membrane hat eine gewisse Ruhestellung (Anmerkung : die Mittenstellung), in die sie immer wieder zurückkehren muß. Infolgedessen braucht man eine Rückstellkraft. Diese Kraft wählt man im allgemeinen so, daß die dadurch entstehende Resonanzfrequenz bei tiefen Baßfrequenzen um 25 bis 30 Hz liegt.

Man kann den Resonator jetzt unterschiedlich bauen, nämlich einen mit geringer Masse und geringer Federkraft und einen mit großer Masse und großer Federkraft.

Angenommen die Membrane hat dieselbe Fläche für die Abstrahlung. (Anmerkung : ? wie welche Ausstrahlung ? Was soll dieser Satz aussagen ?) Dann ist ihre Schallabgabe dieselbe. Aber die vorhandene Energie ist bei der schweren Membrane größer und bei der leichten geringer. Der Abfluß ist derselbe, so daß die leichte Membrane schneller ausklingt und schneller einschwingt. Dadurch wird das gesamte Einschwingverhalten, die „transient response", besser. Auch wird die Resonanzkurve breiter.

Weil das, was wir hören, einem langen Lernprozeß folgt, und das Ohr - anders als ein Meßmikrofon - mit einem komplizierten Auswertungsapparat gekoppelt ist, erkennt man mit dem Ohr die verfälschenden Eigenarten eines Lautsprechers viel unmittelbarer und besser. Selbst bei einer schlechten Verstärker- und Lautsprecherapparatur wie dem Telefon erkennt man aufgrund der charakteristischen Gleittöne von Stimmen sofort Freunde und Bekannte, die anrufen, wieder - trotz des sehr schmalen übermittelten Frequenzbandes!

Für Lautstärkeveränderungen sind wir sehr unempfindlich. Das müssen wir sein, sonst könnten wir uns unserer Umgebung nicht akustisch anpassen, nachdem die Schalldruckintensitäten vom Blättersäuseln bis zum Lärm eines Düsenjets ungeheuer unterschiedlich sind.

Sehr empfindlich aber ist das Ohr für Frequenzvariationen, vor allem kurzzeitige. Infolgedessen müßte man einen Lautsprecher daraufhin prüfen, ob er die Obertöne und Harmonischen, das Vibrato einer Violine und das Timbre einer Stimme auch richtig wiedergibt.

Selbst wenn die konventionell gemessene Frequenzgangkurve eines Lautsprechers sehr glatt aussieht, aber sehr steile Spitzen aufweist, werden an den betreffenden Stellen die Vibratos nicht richtig reproduziert. Die Steilheiten dieser Spitzen müßte man messen, um vielleicht einen Eindruck von den Klangverfälschungen des Lautsprechers zu bekommen.

Nehmen Sie als Beispiel nur wieder das natürliche Klangereignis. Wenn die ersten Geiger eines Symphonieorchesters absolut unisono mit demselben zeitlichen Einsatz und absolut demselben Vibrato spielen, klingt das für das menschliche Ohr wunderschön und angenehm.

Alle Schwebungen sind gleichmäßig, und das empfindet man als angenehm. Was der Lautsprecher zusätzlich an Verzerrungen produziert, empfindet man - ganz unbewußt - als unangenehm, weil es nicht „richtig" klingt. Es gibt Lautsprecher mit sehr glatter Frequenzkurve, die schlecht klingen, und solche mit weniger glattem Frequenzgang, die paradoxerweise sehr gut klingen. Ich weiß nicht, warum Messungen an Lautsprechern vorgenommen werden, die keinerlei Aussage über den Klangcharakter ergeben.
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Frage Schöler:

Kann man Gehäuseresonanzen überhaupt vollkommen eliminieren ? Was man bei vielen Lautsprechern zusätzlich zur Musik wahrnimmt, ist dieser „bumsige" Klang, der dadurch entsteht, daß die Gehäuse in ihrer Eigenschaft zur Vibration mechanisch und akustisch angeregt werden.
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Dr. Heil:

Es gibt eine Methode, und die wenden wir bei unserem Transar-Lautsprecher an. Da bewegt sich die Schwingspule in der Ebene des Bretts, in dem dieser Tieftöner aufgehängt ist, und nicht senkrecht dazu. Infolgedessen regen die entstehenden Rückstoßkräfte die Wand nicht an. Das einzige, was die Wand anregt, ist die Rückstoßkraft der Luft. Wegen der vergleichsweise geringeren bewegten Luftmasse und der trotzdem erhaltenen Baßintensität stellt letzteres wiederum kein so großes Problem dar.

  • Anmerkung : Dieses Gehäuseproblem ist seit der Jahrtausendwende nahezu vollständig gelöst durch ganz neue asymmetrische nahezu resonanzfreie Gehäusekonstruktionen ohne planparallele Wände - also absolut krumme Wände - dank der modernen MDF-Technik.

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